Traumdeutung - Krieg

Träume vom Krieg sind erstaunlich häufig – auch in Europa, wo die meisten Menschen seit Generationen keinen Krieg selbst erlebt haben. Woher kommt es, dass diese Traummotive dennoch so verbreitet sind? Eine nahe liegende Erklärung könnte sein, dass wir heute durch Nachrichten aus aller Welt im Fernsehen oder Internet mit Kriegsmeldungen konfrontiert werden. Es könnte denkbar sein, dass unser Unterbewusstsein solche Katastrophen-Meldungen, die wir tagsüber aufgenommen haben, im Traum verarbeitet und deshalb in einer Wiederholung oder in verfremdeter Form widergibt. Das erklärt jedoch nicht, weshalb wir nicht immer vom Krieg träumen, wenn wir tags zuvor entsprechende Nachrichten gesehen haben; folglich muss es einen Bezug zu unserem eigenen inneren Erleben geben. Die Psychoanalyse versteht das Symbol „Krieg“ als Ausdruck eines lange schwelenden inneren Unfriedens, der sich Sichtbarkeit und Gehör verschaffen will. Wie im realen Krieg ist auch der Krieg im Traum eine Auseinandersetzung zwischen Gegnern mit dem Ziel, Vorteile zu erlangen oder den Gegner auszuschalten – oder beides. Insofern ist es auch für die Traumdeutung erheblich, die beiden Kriegsparteien zu analysieren: gegen wen führen wir im Schlaf eigentlich Krieg? Gegen uns selbst, gegen ein Phantom, gegen unseren Bruder oder gegen einen Unbekannten? Wissen wir, worum sich unser Kriegstraum inhaltlich dreht? Und enden wir im Traum mit einer „weißen Fahne“ des Friedens, oder geht es weiter?

Die gesamte Symbolik des Krieges ist psychologisch sehr bedeutsam und gehört nach Carl Gustav Jung zu den so genannten archetypischen Motiven im menschlichen Unterbewusstsein. Archetypisch bedeutet, dass derartige Bilder wie die vom Krieg, von Waffen und Soldaten in den unterbewussten Erinnerungsebenen aller Menschen aller Kulturen verankert sind, ohne dass sie direkt eigene persönliche Erfahrung mit Kriegsschauplätzen gemacht haben müssen. Wenn man vom Krieg träumt, ist symbolisch das eigene seelische Gleichgewicht gefährdet oder wird in Kürze gefährdet sein; wir fühlen uns angegriffen oder glauben, uns verteidigen zu müssen. Sind wir im Traum Opfer des Krieges, Zivilisten, die vielleicht flüchten müssen? Ist das Thema Krieg also implizit auch mit dem Traumthema Verfolgung verbunden? Oder sind wir selbst Soldaten oder Generäle, die Befehle ausführen oder geben? Spielt vielleicht das Befehlen und Kommandieren in unserem Wachleben eine besondere Rolle, werden wir also „geschurigelt“, wie die Soldaten und Schulkinder sagen, oder maßen wir uns selbst Befehle an gegenüber anderen? Auch das Thema Gehorsam spielt eine Rolle im Krieg, denn der Soldat muss seine Order erfüllen. Kommen wir uns in unserem Alltag ähnlich vor? Oder desertieren wir? Sind wir mutig oder feige, wenn es um die Herausforderungen des täglichen Lebens geht? Die kriegerischen Waffen haben stets auch eine erotische Bedeutung – denken Sie daran, dass das Gewehr „die Braut“ des Soldaten ist! Brauchen Sie in Ihrem Wachleben vielleicht irgendwo einen „Waffenschein“?


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