Weide

Die Weide galt in alter Zeit als ein Lieblingsbaum der Hexen und Wahrsagerinnen, vor allem in Norddeutschland, Nordengland und Irland.Dort gibt es einen alten Märchenspruch, der so beginnt: „Die Königin-Mutter hielt eine Rute in der Hand…“, und mit „Rute“ war ein Weidenstab gemeint, der zum Zaubern benutzt wurde, denn aus dem weichen Holz der Weide schnitt man gern magisches Gerät und Instrumente zum Verhexen. Der anspruchslose europäische Baum mit den zahlreichen feinen, wie Antennen wirkenden Zweigen, heißt auf Lateinisch „salix“ und kommt in der Natur in verschiedenen Formen und Varianten wild vor (Kopfweiden, Strauchweiden, Trauerweiden). Die Weide hat oft eine Beziehung zum Wasser, welches als magisches Urelement galt und die vermeintlich magische Kraft der Weide verdoppeln sollte. Allerdings stand die Weide, vor allem die Variante mit den überhängenden Zweigen, die als „Trauerweide“ bekannt ist, auch im Ruf, Unglück zu bringen oder den Zustand seelischer Trauer und Melancholie so eindrucksvoll zu verkörpern wie kein anderer Baum. Man riet deshalb auch davon ab, Weiden zu nah ans Haus zu pflanzen oder Weidenzweige mit ins Haus zu bringen, da sie angeblich ungute Schwingungen mit sich trügen. Das beliebte englische Volkslied „Down by the sally garden“ (Drunten im Weidengrund) beschreibt eine Stimmung des Suizids aufgrund von verschmähter Liebe, indem sich ein verzweifelter junger Liebhaber an einem Weidengrundstück umbringen will, weil seine Geliebte einem anderen zuneigt. Allerdings wissen moderne Pharmazeuten, dass die so oft in der Musik und Literatur als Unglücksbringer oder Hexenbaum verschriene Weide tatsächlich eine Medizinwirkung hat: aus der Weide wird nämlich ein Alkaloid namens Salizin gewonnen, welches bei Fiebermitteln im Einsatz ist.


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