Unglücksbringer
Vorsicht, schwarze Katze! Wer schon mal unter einer aufgestellten Leiter hindurchgegangen ist und dabei noch auf eine schwarze Katze getroffen ist, nachdem er zuvor mit dem linken Fuß aufgestanden ist, und das womöglich auch noch an einem Freitag, den 13. – der hat nicht einfach Pech, der hat Super-Pech. Schwarze Katzen, aufgestellte Leitern, der linke menschliche Fuß und natürlich auch Freitag, der 13. sind allesamt traditionelle Unglücksbringer. Der Volksglauben oder auch Aberglauben ist seit Jahrhunderten voll solcher Beispiele von Objekten oder Tätigkeiten, die angeblich Unglück oder Glück bringen.
Doch woher stammt eigentlich die offensichtlich uralte Vorstellung, dass bestimmte Gegenstände Glück brächten oder eben auch Unglück, weshalb hält man an diesen Vorstellungen fest? Grundsätzlich reichen die Ideen von Unglücksbringern (also Gegenständen, an denen das Pech förmlich „haftet“) aus der religiösen Welt an uns heran, in der es Glück und Unglück sowie Schicksal gibt. Glück und Unglück wurden in der Vorstellungswelt der Antike, bei den Griechen und Römern, über den Menschen verhängt als sein Schicksal („fatum“), das unveränderlich sei – deshalb ist das unabänderliche Schicksal auch Teil der griechischen Tragödie. Auf der anderen Seite glaubte man im Altertum aber auch, dass man den Willen der Götter beeinflussen könnte durch Gebete, Prozessionen und Opfergaben, wobei mannannehmen kann, dass die ältesten Glücksbringer im Grund Opfergaben oder deren Relikte waren, wie zum Bespiel Schmuckstücke, die man den Göttern opferte, oder Blumen, die dann im Lauf der Zeit mit der Gottheit verbunden wurden und als eigenständiges Symbol galten. Glücksbringer oder Unglücksbringer waren im Vorstellungskanon der Griechen und Römer dementsprechend ein normaler Teil des Alltags, und man versuchte deshalb auf strategische Weise, den Unglücksbringern aus dem Weg zu gehen und Glücksbringer zu nutzen, um sein Schicksal freundlich zu stimmen. Mit dem Christentum ändert sich jedoch diese „heidnische“ Vorstellung und der Weg zum christlichen Gott mache die Menschen frei vom erdrückenden Schicksal der Antike, vor dem auch ein Held wie Ödipus, Odysseus oder Prometheus nicht sicher war. Die Kirche stellte schließlich den Gebrauch von Glücks- und Unglücksbringern auf dieselbe Stufe von Magie und Okkultismus – Praktiken, die in der Bibel gebrandmarkt und verboten waren als heidnische Tätigkeiten, die angeblich von Gott abführen. Denn der Glaube beinhaltete auch die Vorstellung, dass Gott den Menschen manchmal auch Krankheiten und Schwierigkeiten schicken würde, um sie zu prüfen – „wegzaubern“ sollte also gerade nicht sein!
Doch im Volksglauben haben sich die Glücksbringer mit ihrer angeblich schützenden Wirkung und die Unglücksbringer gehalten, die angeblich das Leben zum Schlechteren wenden sollten. Wenn man einem Feind eine mit schwarzen Nadeln gespickte Zitrone gab, galt das in Italien zum Beispiel geradezu als Kriegserklärung, denn ein solches Präsent sollte Unglück bringen. Nicht immer stand jedoch tatsächlich eine böse Absicht hinter unglückseligen Geschenken, sondern manchmal auch einfach Unwissenheit über die Bedeutung im magischen Sinn (denn Glücks- und Unglücksbringer sind wirklich Teil eines magischen Weltbildes). So sollen auch Mohnblumen oder Kakteen Unglück bringen, wenn sie einer Dame geschenkt werden, und dasselbe gilt für Schmuckstücke mit Opal oder Smaragd. Eine Sonderform des Unglücksbringers sind verfluchte Objekte, das heißt Gegenstände, auf denen angeblich ein Fluch lasten soll. Es gibt im Volksglauben zahlreiche solcher Objekte wie verfluchte Puppen und Ringe oder auch Orte, an denen immer wieder etwas unerklärbar Schreckliches passiert, wie zum Beispiel im Bermuda-Dreieck.
Zurück