Tiefenpsychologie

Die so genannte „Tiefenpsychologie“ entstand aus den Studien des Schweizer Psychologen und Philosophen Carl Gustav Jung und wird heute von vielen Lebensberatern und Coachs genutzt, um den Ratsuchenden oder Klienten neue Wege in der Lebensgestaltung aufzuweisen und ein tieferes Verständnis der eigenen Psyche zu erwirken. Die Tiefenpsychologie entstand historisch aus der kritischen Auseinandersetzung Jungs mit der Psychoanalyse von Sigmund Freud – Jung empfand die Triebhypothese Freuds und seine Neurosenlehre als nicht ausreichend, um damit alle seelischen Phänomene zu erklären. Seiner eigenen Auffassung nach gäbe es nicht nur das individuelle Unterbewusstsein, welches ein Einzelner als Speicherort seiner Erfahrungen und Ängste besitze, sondern auch das so genannte kollektive Unterbewusstsein, welches allen Menschen – unabhängig von der Kultur, dem Alter, dem Geschlecht und der Bildung – gemeinsam sei und zugänglich stünde. Im kollektiven Unterbewusstsein läge, nach Jung, die wahre Quelle für alle kreativen und schöpferischen Prozesse, für Kunst und kreatives Schaffen, für Inspirationen und plötzliche Eingebungen, aber auch für destruktive Triebe und Wirkmotive. Typisch für das kollektive Unterbewusste sei, dass es sich in bildhafter Sprache äußere und Bildmotive enthalte, die zum Beispiel in den Mythen und Märchen der Völker auftauchen, wie Drachen oder Götter, Engel und Fabelwesen, Hexen und Helden, sowie idealtypische Figuren von Mann und Frau (Jung nennt diese „Animus und Anima“). Da diese Motive tatsächlich allen Menschen aller Zeiten und Kulturen zu Eigen sind, sieht Jung dies als Bestätigung seiner Hypothese an, das kollektive Unterbewusste sei gleichsam der geheime Speicherort aller jemals gemachten menschlichen Erfahrungen – die Ur-Matrix, wenn man so will.

Heute berufen sich viele esoterische Lebensberater, aber auch Psychologen und tiefenpsychologische Therapeuten auf Jungs Theorien, um die verborgenen Handlungsmotive und die Traumwelt ihrer Klienten besser zu entschlüsseln.


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