Spiritualität

Kaum ein Begriff wird in der Esoterik im Allgemeinen und in der esoterischen Lebensberatung im Besonderen so oft verwendet wie der Begriff „Spiritualität“ oder auch das Adjektiv „spirituell“. Was bedeutet es aber, spirituell zu sein? Offenbar verstehen viele Menschen inhaltlich sehr Unterschiedliches darunter, und so ist es nicht einfach, diesen schillernden Begriff eindeutig zu fassen.

Im Lateinischen bedeutet „spiritus“ so viel wie Geist, und Spiritualität kann somit übersetzt werden als das Geistige, oder auch die geistige Welt, was wiederum auch einen sehr beliebten Begriff darstellt. Die Vorstellung, dass diese geistige Welt die körperliche gleichsam durchdringt und die materielle Welt nur ein vergröbertes Abbild oder Sinnbild der geistigen darstellt, ist eine in der Religionsgeschichte und der Philosophiehistorie sehr alte Idee. In der Vorstellung der Babylonier und Sumerer ist die geistige Welt das eigentliche Sein, zu dem der Mensch nach seinem Tod zurückkehrt, und die alten Ägypter übernahmen diese Vorstellung und ergänzten und vertieften sie durch kosmologische und astronomische Kenntnisse. Auch die alten Griechen und Römer waren der Auffassung, dass „geistige Kräfte“ (vires spirituales) die sichtbare Welt durchzogen wie Energieströme, und dass die sichtbare Welt, wie der Denker Platon meint, nur ein Schatten der Ideen sei, die sich in der sinnbildlichen Höhle unserer Wahrnehmung zeigten. Im Christentum gilt die materielle Welt als Sündenfall und als Sturz aus der idealen Welt im Himmel, was ebenfalls auf antik-philosophische Quellen zurückgeführt werden kann, so dass Christen im Mittelalter häufig die Flucht in Gebete, Mystik und meditative Techniken suchten, um zurück zu kehren in den geistigen Ursprung des Seins.

Heute bedeutet Spiritualität für viele Menschen, dass sie esoterische Praktiken betreiben wie Karten legen, Kaffesatz lesen, Träume deuten oder Orakel sehen, oder dass sie Ausbildungen und Seminare zu Themen der Esoterik besuchen. Insgesamt kann man sagen, dass Menschen, die sich als spirituell bezeichnen, fest daran glauben, dass „es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt“ – dieser alte Spruch, der ursprünglich von Shakespeare stammt, soll die Transparenz des Ewigen und Unheimlichen oder Paranormalen im scheinbar geordneten Alltag aufweisen.


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