Spiritismus

Es gibt inhaltlich einen Grenzbereich zwischen der okkulten Kunst Nekromantie (der Beschwörung von Toten) und Spiritismus. Der Spiritismus bedeutet übersetzt „Umgang mit Geistern“ und leitet seinen Namen vom lateinischen Wort für „Geist“, spiritus, ab. Er ist eine seit Jahrhunderten bekannte Technik, mit Verstorbenen beziehungsweise deren Seelen in Kontakt zu kommen, indem man zum Beispiel durch Klopflaute oder durch ein so genanntes Witchboard (siehe auch: Ouija-Board) deren Botschaften empfängt. Einer der frühesten bekannten Spiritisten war Doktor John Dee, der Hofmagier der englischen Königin Elisabeth der Ersten im 16. Jahrhundert, die ihrem Vater, Heinrich dem Achten, auf den Thron folgte und stets Interesse für das Okkulte zeigte. Im 17. Jahrhundert, am Hof des französischen Sonnenkönigs Ludwig des Vierzehnten, war Spiritismus ebenfalls groß in Mode, um die nächste Zukunft zu erfahren und auch, um mit Hilfe der Geister von Verstorbenen höfische Intrigen zu spinnen und Macht zu erlangen. Nach der französischen Revolution im Jahr 1789 fand man in den Archiven der Bastille (Gefängnis von Paris) geheim gehaltene Protokolle von Gerichtsverhandlungen, die aussagen, dass man manche Mätressen des Königs der Beschwörung von Geistern für okkulte Zwecke für schuldig hielt. Spiritismus wurde dann im 19. Jahrhundert von einer verpönten Beschäftigung für Adlige erstmals zu einer Massenbewegung für interessierte Bürger und Wissenschaftler, als die ersten Versuche aufkamen, die seelischen Kräfte von Medien zu erforschen und Geister zu fotografieren mit den damals möglichen Techniken der fotodokumentarischen Kunst. Auch die bekannte ASPR, die American Society for Psychic Research, hatte ihren ersten Ursprung in diesen so genannten spiritistischen Sitzungen, auf denen Kontakte mit Geistwesen hergestellt und dokumentiert werden sollten.

Eine Art von Spiritismus praktizieren heute auch manche als Medium arbeitenden Lebensberater, welche die so genannten Jenseitskontakte anbieten – meist geht es darum, für einen Ratsuchenden oder Klienten Kontakt mit verstorbenen Familienmitgliedern wie zum Beispiel der Großmutter aufzunehmen und zu erfahren, wie es ihnen im Jenseits ergeht. Doch die Grenze zwischen dem Spiritismus als Kontaktaufnahme mit Verstorbenen mittels Klopflauten oder Zeigerinstrumenten wie dem Witchboard und der wirklich gefährlichen schwarzen Magie der Nekromantie ist mitunter zu schwierig zu ziehen, als dass auch ein erfahrener Magier sich heranwagt.

Viele verantwortungsvolle Medien lehnen daher heute Spiritismus und erst recht Nekromantie ab und beschränken sich völlig auf die harmlose Art der Hellsicht ohne Hilfsmittel, die mit den lichten Kräften des Seins in Verbindung steht und auch Einsichten aus dem Jenseits vermitteln kann, ohne aber die Totenruhe zu stören oder ungute Energien zu entfesseln. Die Hellsicht ohne Hilfsmittel vermag oftmals unmittelbar mit der geistigen Welt in Kontakt zu treten und positive und friedvolle Jenseitskontakte herzustellen, wobei als einziges „Ritual“ hier oft die erhöhte Konzentration des Wahrsagenden genügt, die sich mit reinen Absichten völlig auf das Ziel fokussiert.


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