Mal´occhio

Der Begriff „Mal occhio“ (wörtlich: schlechtes Auge) stammt aus dem Italienischen und bedeutet „böser Blick“. Unter einem bösen Blick versteht man nicht etwa eine schlimme Augenkrankheit, sondern einen magischen Akt zur Übertragung von Unglück. Auslöser des mal´occhio ist meist Neid; wenn also zum Beispiel eine Person schöner oder reicher ist als der Neider oder allgemein mehr Glück hat, kann der Neider sie mit dem bösen Blick belegen und somit eine schädliche Wirkung im Universum hervorrufen, sofern sich der mit dem bösen Blick Belegte nicht dagegen wehrt. Grundgedanke des mal´occhio ist, dass das menschliche Auge Träger von Information und Willenseingebungen und zugleich ein wichtiges Sender-Organ ist, und dass somit über den Blickkontakt Information oder eben auch ein Wille zum Schädigen übertragen werden kann. Diese Idee vom Auge als Sender von Informationen – meist eher negativen – ist tief in der Mythologie verankert, wenn zum Beispiel der Blick der Gorgo Medusa in der griechisch-antiken Sage den Angeschauten zu Stein werden lässt. Moderne Psychologen bestätigen ebenfalls die Bedeutung des Augenkontakts als eines zentralen Merkmals in jeder zwischenmenschlichen Kommunikation, und als maßgeblich für das Entstehen der Einschätzung von Sympathie oder Antipathie.
Die Wirkung des bösen Blicks gilt in Süditalien und allgemein in den Mittelmeerländern traditionell als eine unumstrittene Tatsache. Zahlreiche Volkssagen und Legenden berichten von der Macht des mal´acchio, und viele alte Leute auf den Dörfern geben an, mindestens eine Person gekannt zu haben, die einmal Opfer – oder Aussender – eines bösen, Unglück bringenden Blicks gewesen sei. In Deutschland ist der Glaube an den mal´occhio weniger verbreitet, was mit der soziokulturellen Entwicklung, der Aufklärung und dem Rationalismus zu tun hat. Dennoch gibt es auch hierzulande viele Menschen – und nicht nur Esoteriker – die sich bewusst sind, dass der menschliche Blick nicht nur Liebe transportieren kann…


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