Licht-Metaphorik

Die Lichtmetaphorik ist eine Gleichsetzung von Licht und Gottheit. Das Licht wird also als ein zentrales Attribut oder als Identifikation mit Gott beschrieben, so dass Gott gleich Licht bedeutet. Es gab in der Kulturgeschichte der Menschheit viele Lichtgottheiten: Horus bei den Ägyptern, Ahura Mazda bei den Persern, Apollo oder Helios bei den Griechen, Sol bei den Römern. Der aktuelle „Zeitgeist“-Mythos geht davon aus, dass auch Jesus Christus eine Aktualisierung der antiken Lichtgottheiten ist, die viel älter sind als das Christentum, insbesondere mit Blick auf das berühmte Wort aus dem Johannes-Evangelium, in dem Christus spricht „Ich bin das Licht der Welt“, oder auch auf die Beschreibungen des Apostels Paulus im Neuen Testament, der Licht mit dem Erlöser oder den Erlöser mit Gott gleichsetzt. Die Lichtmetaphorik ist eine sehr alte Technik in den Religionen und Mysterienkulten, die das Licht generell mit dem Guten und der Gottheit oder der himmlischen Sphäre gleichsetzt, das Dunkel mit dem Bösen und dem Teuflischen oder der höllischen Sphäre. Es gibt zahlreiche Beispiele für das Bestehen einer solchen Lichtmetaphorik in den Kulten und Geheimwissenschaften, auch in der jüngeren Esoterik und der Theosophie und Anthropologie. In moderner Zeit gibt es das Weltraum-Epos „Star Wars“ von George Lucas, in dem Licht und Dunkel (Jedi-Ritter und Sith, oder deren Repräsentanten Luke Skywalker und Darth Vader) gegeneinander kämpfen – für viele Kulturanthropologen ist dies eine Aktualisierung der alten Lichtmetaphorik vom „guten“ Licht und dem „bösen“ Dunkel, die Jahrtausende zurück in die Kulturgeschichte reicht.
Interessanterweise bestätigen sich die uralten Traditionen der Lichtmetaphorik auf einem ganz anderen Gebiet, in den modernen Sozialwissenschaften und der Psychologie: dort gilt das Licht und die helle Farbe als sympathieträchtig. Es gibt zahlreiche Studien aus der empirischen Sozialforschung, in denen Testpersonen das helle Licht automatisch mit Sympathie, Liebe und Güte gleichsetzten, die Dunkelheit mit dem Bösen und Bedrohlichen, und das unabhängig von der Stimmung und dem Bildungshintergrund der Testpersonen. Es scheint eine verbreitete, allgemein menschliche Einstellung zu sein, das Licht als sympathisch zu erfahren und zu bewerten. Die Lichtmetaphorik wird daher heute oft in der Werbepsychologie und der Werbung selbst eingesetzt, wenn ein bestimmtes Produkt besonders sympathisch wirken und viele Käufer anziehen soll – stets wird es im vollen Licht und in hellen Farben präsentiert.


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