Karma

Unter „Karma“ (aus einem Sanskritwort, das „Tat“ bedeutet) versteht man in der heutigen Esoterik das Gesetz von Saat und Ernte, oder von Tat und Vergeltung, wie es auch genannt wird. Die Vorstellung, die hier zugrundeliegt, ist die, dass jeder Mensch für seine Taten belohnt oder bestraft wird, je nach deren Qualität, und dass es in Zukunft zu irgendeinem Zeitpunkt einen Ausgleich für Unrecht gäbe.
Diese Erkenntnis ist an sich nicht neu, oder exklusiv für die Esoterik, denn die meisten Menschen unabhängig von ihrer Weltanschauung glauben durchaus, dass es Belohnungen für gute Taten und Strafen für schlechte Taten gibt. Psychologen nennen diesen Glauben „just world scheme“ (Schema der gerechten Welt) und sehen es als einen Bestandteil der menschlichen Gewissens-Entwicklung und des sozialen Bewusstseins an, welches den Bürgern in den meisten Zivilisationen anerzogen wird. Der Begriff des Karmas ist aber insofern besonders, als er über dieses begrenzte Leben hinaus blickt und eine Belohnung oder Vergeltung für Taten auch in Folgeleben anerkennt. Die Grundlage des Karma-Gedanken basiert nämlich auf der so genannten Wiedergeburtslehre oder Reinkarnationslehre (von lateinisch „re inkarnare“, sich wieder verkörpern), die darin besteht, dass das Ich des Menschen sich wiederholt in einem bestimmten Körper manifestiere und so jeder Mensch im Lauf der Zeit zahlreiche Verkörperungen, oder Inkarnationen, erlebt. Insofern könnte es sein, glauben Anhänger der Karma-Lehre, dass Übeltaten in diesem Leben doch nicht sofort bestraft werden, dafür aber mit Sicherheit in der nächsten Verkörperung oder Inkarnation, zum Beispiel durch schlechte Lebensumstände, oder Glück oder Pech, oder indem der frühere Täter im nächsten Leben zum Opfer gemacht wird.
In der hinduistischen Religion ist der Karma-Gedanke auch ausschlaggebend für das Gesetz der sozialen Kasten – eine rigide Gesellschaftsordnung sozialer Schichten, die vertikal kaum durchdrungen werden kann. Gläubige Inder sind auch heute noch davon überzeugt, dass die Kaste, in der sie geboren wurden, das direkte Resultat ihres Karmas sei – wenn sie gutes Karma angehäuft haben, würden sie als reiche Leute wiedergeboren, wenn sie schlechtes Karma erzeugt hätten, als Arme oder Opfer.


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