Johanniskraut

Das Johanniskraut – lateinisch „hypericum performatum“ – ist heute meist in seiner medizinischen und homöopathischen Verwendung als Mittel gegen seelische Verstimmungen und leichte Depressionen bekannt. Tatsächlich ist die traditionsreiche Pflanze mit den runden, manchmal immergrünen Blättern und den leuchtend gelben Blüten eins der wenigen Kräuter, welches nicht nur eine nachgewiesene Wirkung gegen seelische Niedergeschlagenheit besitzt und die Stimmung aufhellt, sondern auch eine ausgesprochene magische Tradition hat und direkt mit einem Datum und einem Volksbrauch in Verbindung steht. In der Johannisnacht im Juni sollte dieses Kraut in einer Kirche geweiht werden, um für den Rest des Jahres Dämonen, böse Geister und Teufel zu vertreiben (die man im Mittelalter auch für die Verursacher von Melancholie hielt, so schließt sich der Kreis). Man glaubte nämlich stets, der Teufel sei etwas einfältig, und ließe sich durch das magische Kraut täuschen – denn das Johanniskraut hat vielfach gepunktete Blätter, worauf schon der lateinische Beiname „perforatum“ („durchstochen“) hinweist, und einer Sage zufolge müsse der Teufel alle Punkte auf der Blattoberfläche zählen, bevor er in ein Haus eindringen könne, und das würde dauern. Wichtig ist in der Magie auch die Herstellung des so genannten Rot-Öls aus den Blüten, die, vermischt mit Pflanzenöl und in der Sonne gereift, eine satte rote Farbe annehmen. Das wertvolle Rot-Öl soll gegen Fieber, Hexenschuss und Rheuma helfen, sowie gegen Gliederschmerzen und Verrenkungen. Es gibt auch den Brauch, dass verliebte Mädchen im Sommer die Blüten des Johanniskrauts solange zwischen den Fingern zerreiben, bis roter Pflanzensaft ausfließt – das sollte ein gutes Omen sein, denn dann war der Geliebte treu.


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