Exorzismus

Unter einem Exorzismus (von lateinisch „exorcere“ – heraustreiben, bezwingen) versteht man traditionell die Austreibung von Dämonen. Unter Dämonen versteht man in der christlichen, aber auch in der jüdischen und in der muslimischen Tradition die so genannten unreinen Geister, die schädlichen Geister, die Krankheit und Verwirrung bringen, so genannte Plagegeister, oder den Teufel selbst als Personifikation des Bösen. Die jüdische wie auch die christliche Lehre geht davon aus, dass so genannte Dämonen Besitz von einer menschlichen Seele ergreifen können und durch diese Person sprechen oder zu handeln vermögen, indem sie den Menschen benutzen wie ein Schausteller eine Handpuppe oder Marionette. Diesen Zustand der Person, in dem sie willenlos ist und von einem Dämon getrieben wird, bezeichnet man als Besessenheit. Sowohl das Alte und das Neue Testament, als auch die hebräische Kabbalah (insbesondere das Buch Ibbur im Sohar) sind voll von einprägsamen Beispielen von Personen, die von Dämonen besessen sind und durch Gebete und Rituale nach Erlösung von der Qual suchen. Menschen, die besessen sind oder aufgrund ihres Verhaltens als besessen gelten, wurden deshalb auch jahrhundertelang durch speziell ausgebildete Priester, die so genannte Exorzismen durchführen, behandelt.

Ein Exorzismus ist der ritueller Akt der Austreibung eines Dämons, von dem ein Mensch angeblich besessen ist. Meist besteht dieser Exorzismus, der ein kirchliches Ritual ist, aus dem Aufsagen von Bibelsprüchen oder Psalmen durch den Priester, durch das Besprengen des Besessenen mit Weihwasser und das Beschwören des Dämons unter Vorhaltung eines Kreuzes. Es gibt in der katholischen Kirche noch heute eigens ausgebildete Priester, die Exorzismen durchführen dürfen nach einer speziellen Anleitung, wie man vorgehen muss, um entsprechend die Dämonen zu vertreiben. Der Vatikan selbst bestätigt diese Form der Ausbildung, und bis in die 1970er Jahre wurden noch Teufelsaustreibung vorgenommen, zuletzt im berühmten Fall der Anneliese Michel in Deutschland 1976, der stark debattiert wurde, weil Missbrauchsvorwürfe im Raum standen. Tatsächlich sind die realen Ausführungen von Exorzismen jedoch heute viel seltener geworden, da viele Fälle angeblicher Besessenheit offensichtlich nicht auf Dämonen zurück zu führen sind, sondern nach heutiger Ansicht eher medizinische, also neurologische oder psychiatrische Ursachen haben, wie zum Beispiel Epilepsie oder schwere Persönlichkeitsstörungen. Deshalb ist man gegenwärtig auch in religiösen Kreisen davon überzeugt, dass man Exorzismen im klassischen Sinn als Ritual zur Austreibung stets nur im äußersten Notfall durchführen sollte, wenn andere Mittel versagen und andere krankheitswertige Diagnosen oder Ursachen nicht vorrangig sind. Nichtsdestoweniger ist die große Faszination des Themas Exorzismus oder „Teufelsaustreibung“ in der Allgemeinbevölkerung weltweit ungebrochen, was der Erfolg des Hollywood- Films „Der Exorzist“ von 1973 beweist, der ein moderner Klassiker der Filmgeschichte und Cinematologie geworden ist, der bis heute immer wieder neu diskutiert wird und mit großer Faszination gesehen wird.


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