Ei-Zauber

Wer kennt nicht den berühmten Osterbrauch vom bunten Oster-Ei? Man färbt seit Jahrhunderten bunte Hühnereier zu Ostern, um damit Tische und Häuser zu schmücken und natürlich auch, um sie den Kindern in ein Nestchen zu legen, das im Garten versteckt wird. Dieser idyllische Brauch hat jedoch ursprünglich überhaupt nichts mit Kinderunterhaltung oder Haus-Dekoration zu tun, sondern hatte kultische und religiöse Wurzeln. In der skandinavischen Mythologie (der Edda) steht das rote Hühnerei, ähnlich wie auch das Huhn selbst und der fruchtbare Hase, für die Fruchtbarkeit, und die Göttin der Jugend – Iduna oder Ostara – repräsentierte mit ihrer immer währenden Schönheit das ewige Leben, in dem Sinn, dass sich die Natur jedes Jahr im Frühling erneuert und gleichsam verjüngt. Diese scheinbar magische Verjüngung von Natur und Kosmos feiern wir noch heute jedes Jahr im christlichen Osterfest, welches ursprünglich sowohl ein traditionelles Frühlingsfest ist, als auch ein heidnisches Fest der Fruchtbarkeit und Mensch und Tier. Das Symbol der Fruchtbarkeit, das (ursprünglich nur rote und nicht andersfarbige) Osterei, war in alten Zeiten auch ein magischer Übermittler von Botschaften von der unsichtbaren Welt in die sichtbare.

Das Osterei sollte, nach dem Glauben unserer Vorfahren, auch magische und heilende Eigenschaften haben. In christlichen Gegenden ließ man die Ostereier in der Kirche segnen (der so genannte „Eiersegen“), damit sie all denen, die sie essen, für das ganze Jahr Fruchtbarkeit und gute Gesundheit bringen sollen. Doch der „Ei-Zauber“ war damit noch nicht beendet. Alte Zauberbücher verraten uns, was unsere Urgroßeltern so alles mit Ostereiern gezaubert haben: da wurden Ostereier an den Geliebten verschenkt – natürlich mit geheimen Zeichen und Symbolen, damit er ewig bei einem bleibt, da gab es Eier-Zauber zur Heilung, indem man einen erkrankten Körperteil mit einem Hühnerei abrollte, um so die Krankheit magisch und energetisch zu entfernen, und da wurde auch der Rivalin manchmal ein wirklich „böses Ei“ ins Nest oder in den Garten gelegt, nämlich eins, das man vorher übel besprochen hatte, damit es – statt Glück – Schaden bringt. Die Möglichkeiten zum guten oder schlechten Zaubern mit dem magischen Hilfsmittel Ei waren also immens. Vielleicht kommt unser Spruch „man eiert herum“ für einen unentschlossenen Menschen daher, dass er sich zwischen den vielen Optionen eines Ei-Zaubers nicht entscheiden konnte…


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