Besprechen

Die Kunst des so genannten Besprechens ist eine Kreuzung ausNaturheilkunde und volkstümlicher Magie. Man „bespricht“ etwa eine Wunde, dass sie verheilen möge, oder eine Warze, dass sie verschwinden soll. Hierzu nutzt man bestimmte Zauberformeln –  manchmal, in kirchlichen Gegenden, Sprüche aus der Bibel oder bestimmte Psalmen, manchmal jedoch auch alte traditionelle, durch mündliche Überlieferung weitergegebene Sprüche, die sich oft reimen. Diese Technik, einen Körperteil zu Heilzwecken zu besprechen, ist uralt und geht mindestens auf die Zeit der alten Germanen zurück, bei denen der magische Glaube herrschte, ein gesprochenes Wort besäße die Fähigkeit, sich zu manifestieren. In den so genannten Merseburger Zaubersprüchen gibt es eine Stelle, in der zauberkundige Frauen das verrenkte Bein eines Pferdes besprechen, damit es wieder zusammenheilt.

Doch die Kunst des Besprechens ist viel umfangreicher und vielseitiger und wird – in rudimentären Ansätzen – bis in die heutige Zeit verwendet. Deshalb wünscht man noch heute „Gesundheit“, wenn jemand niest – ein Brauch, der ursprünglich aus den Zeiten der Pest- und anderen Epidemien in Europa stammte, und mittels dessen man die schädliche Wirkung der Seuche abwenden wollte. Gegenwärtig fordert die aktuelle Ausgabe des alten Benimm-Ratgebers „Knigge“ zwar, dass man vom Wünschen der Gesundheit Abstand nehmen und den Niesenden einfach ignorieren sollte – doch ein bisschen Wortzauber durch Besprechen hat doch etwas für sich…


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