Traumdeutung - Berufe
Der Beruf repräsentiert im Wachleben unser soziales Ich, das gesellschaftliche Ansehen und unsere Bedürfnisse und Talente. Im Traum repräsentiert der Beruf, den wir innehaben oder den andere Personen innehaben, eine Rangfolge von sozialer Stellung, aber auch unser Selbstbewusstsein und die Art und Weise, wie wir uns selbst wahrnehmen oder wie wir gern von Anderen wahrgenommen werden möchten. Es kommt oft vor, dass wir uns im Traum in einem anderen Beruf sehen als in dem, den wir tatsächlich im Wachleben haben. Ein solcher Traum kann natürlich eine Wunscherfüllung sein, etwa, wenn wir uns in dem Ideal-Beruf sehen, den wir schon immer ergreifen wollten, zu dem uns aber letztendlich der Mut oder das Talent gefehlt hat. Ein Buchhalter oder Beamter in einer Verwaltung, der im Alltag keine besonders auffegende Berufsgestaltung hat, könnte sich im Traum auch als James Bond oder als umjubelter Filmstar allgemein sehen und sich so im Traum einen Wunsch nach Anerkennung und Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts erfüllen, was eine so genannte Kompensationsfantasie wäre.
Ein anderer Fall liegt dann vor, wenn der Beruf im Traum mit hohem gesellschaftlichem Status verbunden ist wie der Beruf des Arztes. Entweder wünschen wir uns, selbst ein so hohes soziales Prestige zu genießen wie ein Arzt, oder, wenn wir Andere als Mediziner im Traum sehen, könnte es auch naheliegender Weise eine Warnung sein, dem eigenen Körper mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die eigene Gesundheit überprüfen zu lassen. Hoch angesehen ist auch der Beruf als Krankenschwester; doch wenn wir uns im Traum als Krankenschwester sehen und im Wachleben keine solche sind, könnte es sein, dass die Krankenschwester im Traum darauf hindeutet, dass wir zu viel an vermeintlichen oder tatsächlichen Problemen „herumdoktern“ oder dass wir – typisch für viele Frauen – für den Partner in einer Art Kümmer-Rolle befangen sind.
Andere, in der Tiefenpsychologie nach Carl Gustav Jung so genannte archetypische Berufe, neben dem Arztberuf sind Richter und Priester. Sieht man sich selbst im Traum als Richter, könnte man sich fragen, ob man vielleicht nicht zu streng über sich selbst oder über seine Mitmenschen urteilt. Wird man jedoch im Traumleben selbst einem Richter vorgeführt, hat man im Wachen vielleicht etwas getan, worüber man Rechenschaft ablegen sollte oder man erlebt eine Quittung für etwas, was man falsch gemacht hat. Auch spielt hier die Öffentlichkeit eine Rolle: das Handeln wird nicht verborgen bleiben, sondern von einer größeren Anzahl Menschen beurteilt und zur Kenntnis genommen werden. Ähnlich symbolisch sind Träume von Priestern, wenn gläubige Menschen sie haben, denn auch hier geht es um Bewertung und Moral und um die eigenen Grundsätze. Anders als beim Traum von Richtern spielt im Traum von Priestern, Mönchen oder Nonnen ( siehe auch: Traumthema Religiöse Symbole) jedoch auch noch eine spirituelle Dimension mit, indem die so genannte geistige Welt uns fragen kann, ob wir tatsächlich im Einklang mit kosmischen Gesetzen leben, die nicht unbedingt die Gesetze irgendeiner von Menschen gemachten Religion sein müssen. Ein Eremit repräsentiert unser Bedürfnis nach Ruhe, wie der Eremit im Tarot-Deck, wo er innere Einkehr bedeutet. Es könnte auch sein, dass wir wegen irgendetwas Gewissensbisse haben, wenn wir Polizisten im Traum sehen. Erleben wir jedoch Detektive im Traum oder sind wir selbst Detektiv, so gibt es etwas in unserem Alltag, das aufgedeckt und aufgeklärt werden muss. Hier ist die Dynamik des Traumgeschehens wesentlich: folgen wir einer heißen Spur, oder haben wir keine Ahnung, ob man uns hinter das Licht führt?
Träume von Kaufleuten und Bankern hingegen sind recht weltlich-irdisch und bedeuten, dass wir unsere Finanzen gut im Überblick haben – oder haben sollten. Sehen wir wiederholt Bankleute oder Kaufleute, sollten wir uns überlegen, ob wir im Leben die richtigen Prioritäten setzen – es ist nicht alles nur vom Geld abhängig, und glücklich macht dieses bekanntlich nicht. Schauspieler haben viel soziales Ansehen, spielen jedoch nur eine Rolle – sind wir selbst irgendwo im Wachleben unecht? Wenn wir von so genannten schlecht angesehenen Berufen träumen, wie Bettler oder Diebe, sollten wir uns fragen, ob unser Selbstbewusstsein gut ist oder ob wir uns insgeheim für etwas schämen, was wir getan oder gesagt haben. Vielleicht hat man uns aber auch bestohlen, sei es um materielles Gut oder um Lebensfreude? Nicht selten kommt es auch vor, dass eine Frau sich im Traum plötzlich als Prostituierte sieht, auch wenn dies im Wachleben völlig fern von ihrem tatsächlichen Beruf ist. In diesem speziellen Fall erkennen Psychologen eine seelische Unterdrückung oder Ausbeutung bei der Träumenden, die vielleicht glaubt, sich für irgendetwas in ihrem Alltag „prostituieren“ zu müssen – vielleicht für die allgegenwärtigen Firmeninteressen.
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